"Die Herzen der Männer"
von Nickolas Butler
erschienen bei Klett-Cotta (2018)
Gebundene Ausgabe
mit 477 Seiten
ISBN: 978-3-608-98313-5
E-Book
ISBN-epub: 978-3-608-11010-4
Danke an Netgalley und den Verlag für das Bereitstellen des Rezensionsexemplars.
Zum Inhalt (Quelle:Verlag)
In den Augen seines Vaters ist Nelson eine Enttäuschung. Wer will schon
ein Kind, das weder Freunde noch Selbstbewusstsein besitzt? Je
intensiver der verunsicherte Junge sich nach Zuwendung sehnt, desto
stärker sondert sich der Vater ab, bis er irgendwann ganz aus dem Leben
seines Sohnes verschwindet. Doch in einem Punkt hat er sich getäuscht.
Nelson ist nicht allein. Jonathan, sein bester Freund aus dem
Pfadfinderlager, ist das genaue Gegenteil von Nelson: bei allen beliebt,
pragmatisch und mit einer unverwüstlichen Leichtigkeit ausgestattet.
Was aber treibt jemanden wie Jonathan dazu, sich mit einem Außenseiter
anzufreunden? Und stand Jonathan wirklich immer so rückhaltlos zu ihm?
Das Leben im rauhen Wisconsin verlangt Nelson, Jonathan und dessen
Familie Prüfungen ab, die Freundschaft und Loyalität auf eine harte
Probe stellen.
Meine Meinung:
Zuerst mal etwas zum Cover, denn das hat mir sehr gut gefallen. Es strahlt so etwas ruhiges, melancholisches aus und macht neugierig. Die Farben gefallen mir sehr. Irgendwie Retro.
Ich bin gut in das Buch reingekommen und der Schreibstil von Butler sagte
mir sehr zu. Er ist detailreich und sehr bildlich, so dass ich als
Leserin mich sehr gut in die Geschichte einfinden konnte.
Das Buch ist gegliedert in drei große Teile und einen kurzen vierten Teil, der wohl auch als Epilog gewertet werden kann.
Die einzelnen Teile spielen in verschiedenen Epochen. Es beginnt im Jahr 1962 und dem Protagonisten Nelson. Der wohl der rote Faden des Buches ist, aber nicht unbedingt immer die größte Rolle spielt. Wir begleiten Nelson als Jugendlichen ins Pfadfindercamp. Auch Jonathan ist ein Pfadfinder und nimmt eine große Rolle ein, auch in den späteren Teilen des Buches, die in den Jahren 1996 und 2019 spielen.
Butler schafft es die
Gefühle und Gedanken der Protagonisten sehr gut rüber zu bringen. Die Charaktere sind doch sehr unterschiedlich, aber sehr gut ausgearbeitet.
Als Leser kann man das Verhalten der einzelnen Charaktere zum Teil nicht unbedingt nachvollziehen und man fragt sich: "Was will mir der Autor damit eigentlich sagen?" oder "Was bezweckt dieser Vater denn jetzt mit dieser Handlung?". Gerade diese zum Teil unfassbaren Handlungen lassen das Buch so echt und realistisch wirken.
Ich denke das Zeit, der Ort und die Umstände als Faktoren in diesem Buch eine wichtige Rolle spielen.
Der Roman liest sich wirklich sehr flüssig. Butler bringt
die Atmosphäre der einzelnen Schauplätze sehr anschaulich rüber und ich kann mir sehr
gut vorstellen wie es sich dort abspielt. Ich empfand die Ausführlichkeit der Ausführungen als angenehm. Im Grunde genommen geht es um Loyalität, Freundschaft, Wertschätzung, Vater und Mutter sein und die Liebe.
Das Buch ist nicht spannungsgeladen, jedoch nie langweilig. Es lebt von den Details, dem fragwürdigen Verhalten und den Momenten, die zum Nachdenken anregen.
Was mir etwas gefehlt hat war der rote Faden. Nelson gibt so ein wenig den Rahmen vor, aber beim Lesen sucht man vergeblich nach einem Zusammenhang der einzelnen Teile.
Zum Teil verstörend, unbegreiflich und nicht nachvollziehbar, aber so echt.